Baufeuchte ist die Summe des eingebrachten Wassers, das für die Erstellung von Beton, Mörtel oder Putz notwendig ist. Diese Baustoffe benötigen mehr Wasser beim Anrühren, als später gebunden wird. Flecken, Verfärbungen und Schäden in Innenbereichen hängen oft direkt oder indirekt mit der Baufeuchte zusammen.

Welche Wassermengen sind das überhaupt?

Gehen wir mal von einem normalen Haus mit einer Wohnfläche von ca.150 m² und einem Heizestrich aus (Dicke ca. 9 cm), so werden ca. 30 T Estriche benötigt. Bei einem Mischungsverhältnis von 1:5 sind dies 5 t Zement. Bei plastischer Konsistenz benötigt man einen W/Z-Wert von ca. 0,53. Hieraus ergibt sich eine Wassermenge von 2.650 Litern.

Rechnet man nun für die kristalline Wasserbindung ca. 20% ab, so bleiben 2120 Liter. Der größte Teil hiervon wird in sog. Portlandit überführt, der als Gel anfällt und das Wasser in sog. Gelporen festhält. Diese Gelporenwasser sind auch der Hauptgrund dafür, dass ein Portlandzementestrich lange zur Trocknung benötigt, da Gelporen Wasser „festhalten“ und nicht wie bei großen Poren freigeben (Wasserdampfdiffusion ist gehemmt).

Wesentlich größere Mengen sind im Putz und auch im Verlegemörtel zu finden.

Warum bleibt die Feuchtigkeit so lange „erhalten“?

Die moderne Bauweise mit Wärmedämmung, sehr dichten Türen, keine Lüftung im Treppenhaus usw. bringen es mit sich, dass der Luft- und Feuchtigkeitsaustausch gegen null geht.

Was passiert bei Dauerfeuchte im Treppenhaus?

Hier sind mehrere Faktoren entscheidend für Schadensbilder. Dazu ein paar Beispiele:

1)     Zuerst einmal sind Feuchteflecken z. T. bis zu einem Jahr oder mehr sichtbar

2)     Verfärbungen des Gesteins durch die alkalische Belastung aus zementären Systemen (Rost)

3)     Zerstörung der Gesteinsoberfläche durch „Salzbildung“. Dazu gehört auch Kalk. Die angeschnittenen und geschliffenen Kristalle können herausgedrückt werden.

4)     Öffnungen der Aderungen bei Kalkstein

5)     Starke Ausblühungen generell

6)     Reduzierte Endfestigkeit der C2 Mörtel, wenn er nass ist

7)     Hohlklingende Bereiche, wenn durch die Belastung der nicht ausgehärtete Mörtel abschert

8)     PU-Kleber kann sich durch die permanente alkalische Belastung aus dem Untergrund „auflösen“

9)     Schimmelbildung unter Abdeckungen oder an Silikonfugen

Wie läuft die Abtrocknung eigentlich ab?

Baustoffe geben die Feuchtigkeit an die Umgebungsluft ab. Allerdings nur so viel wie die Luft aufnehmen kann.

Welche Rolle spielt dabei die Temperatur?

Raumluft bei 20°C wäre gesättigt bei ca. 17 g / m³, was einer relativen Luftfeuchtigkeit von ca. 55 % entspricht.

Bei 10°C wäre die Sättigung bei 9 g / m³ erreicht, also der Hälfte. Zudem ändert sich auch der Taupunkt und somit kann Wasser an den Oberflächen kondensieren und der Schimmelbildung „Tür und Tor“ öffnen.

Je höher die Temperatur, desto mehr Wasser kann aufgenommen werden. Das bedeutet aber nicht, dass es dann auch schneller im Treppenhaus trocknet. Oft passiert das Gegenteil, z. B. bei schwülem Wetter. Durch die Haustür kommt dann zusätzliche Luftfeuchte herein, die Luft kühlt ab und gibt das Wasser an die Umgebung ab. Das Treppenhaus ist dann „klamm“.

Ist die Umgebungsluft mit Wasser gesättigt ist (beschlagene Scheiben), sodass überhaupt keine Wasserdampfdiffusion in die Umgebungsluft stattfinden kann, wird es kritisch.

Wie sollte denn gelüftet werden?

Im Winter, bei trockener Kälte, wäre eine Kurzlüftung (Durchzug) ideal. Bereits einige Minuten Querlüftung reichen aus, um den erforderlichen Luftwechsel zu erreichen. Dauert es zu lange, also ab 10 min, dann kühlen die Bauteiloberflächen ab, was wiederum zu einer schlechten Feuchteabgabe an die Luft führt.

Bei trocknem, warmem Wetter kann länger gelüftet werden. Ist es draußen aber „schwülwarm“ sollte man die Morgenstunden zum Luftaustausch nutzen.

Ist kein Fenster vorhanden bleibt es noch jahrelang feucht im Treppenhaus. Die Schäden sind vorprogrammiert.

Sind Zwangslüftungen die Lösung?

Im Grunde genommen ja. Warum dies nicht gemacht wird, hat den Grund, dass es Geld kostet und muss gewartet werden. Eine direkte Vorgabe seitens der Bauvorschriften gibt es nur für den Rauchabzug.

Was kann der Handwerker falsch machen?

Da wäre zuerst natürlich die Abdeckung zu nennen. Tetrapack-Kartonstücke und OSB-Platten sind dampfdicht und halten die Baufeuchte eingeschlossen. Besser sind dampfoffene Materialien. Es sollte auch schriftlich darauf hingewiesen werden, dass spätere Handwerker keine dichten Abdeckmaterialien auf den frisch verlegten Bereichen vor der Austrocknung nutzen dürfen. Auch eine Imprägnierung kann erst dann aufgebracht werden, wenn alles trocken ist.

Was sollte der Handwerker ggf. machen?

Auch wenn es verpönt ist, hilft eine Bedenkenanmeldung, in der man auf die Risiken bei nicht ausreichender Belüftung hinweist und ggf. einen Haftungsausschluss geltend macht bei Nichteinhaltung. Dazu benötigt man einen Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht. Der ist nicht preiswert, aber immer noch kostengünstiger als ein Schadensfall.